97. Tag 25.8. Kassel — Northeim


Um 830 Uhr standen wir auf. Wir hatten ganz gut geschlafen, was das Schlafen an sich angeht. Die Waschgelegenheit war aber genauso miserabel wie das Frühstück, das wir zu uns nahmen. 13,- mußte jeder von uns dafür auf den Tisch legen. Dann fuhren wir auch sofort von dort ab. Im Auto haben wir unsere Sachen gepackt. Dann fuhren wir zu Fam. Gunkel. Um 10 Uhr waren wir dort.

Am Morgen war es anfangs noch trübe gewesen, aber jetzt schien die Sonne. Jetzt erfuhren wir, daß die Hildgund am Vorabend aufbleiben und auf uns warten sollte, aber dabei eingeschlafen ware Fam. Gunkel kam erst gegen 24 Uhr nach Hause, wir hätten sie also noch erreichen können.

Wir haben dann noch die Dias von Herrn Gunkel gesehen sowie dort Mittag gegessen. Dann packte ich meine Sachen, und um 15 Uhr fuhr ich und Georg von Kassel los, Georg mit dem Auto und ich per Fahrrad. Georg wollte mich mit seinem Wagen mitnehmen, aber ich wollte doch lieber die letzten Tage meiner Tour genießen und mich nur ganz allmählich der Großstadt Bremen nähern.

Um 1530 Uhr wurde es etwas bedeckt, und vor Hann. Münden fing es auf einmal etwas an zu regnen. Das hörte aber sehr bald wieder auf. In Hann. Münden verließ ich die Fulda und fuhr jetzt das Schedebachtal hoch. Kurz vor Dransfeld tauchte dann der südlich von diesem Ort gelegene Basaltberg „Hoher Hagen“ (508 m) auf, auf dessen Gipfel der Gaußturm steht. Dieser Turm wurde zur Erinnerung an den Göttinger Mathematiker Gauß errichtet, der hier seine ersten Landvermessungsversuche machte. Außerdem ist auf dem Gipfel ein großer Steinbruch. Um 18 Uhr fuhr ich bereits durch Göttingen, und um 19 Uhr war ich in der Jugendherberge Northeim angelangt. Es war den ganzen Nachmittag ziemlich kühl gewesen, 14°C, was wohl darauf zurückzuführen ist, daß in Norddeutschland ein sehr kühler Sommer war. Hier stand noch sehr viel ungemähtes Korn auf den Feldern. Der Empfang in der Jugendherberge in Northeim war ziemlich kühl und unpersönlich, daher war ich wohl auch der einzigste Einzelwanderer im Haus. Hätte ich das gewußt, hätte ich noch die paar Kilometer bis Einbeck in Kauf genommen, da ich dort wesentlich besser aufgenommen wäre. „Nicht mit Schuhen in die Zimmer und in die oberen Stockwerke gehen!“ war das Erste, was mir gesagt wurde. Das ist doch Tünnes und paßt nicht in eine Herberge. Im Keller der Herberge habe ich dann noch gesungen, da mir sonst nichts anderes als dies und einige Karten zu schreiben in der leeren Herberge einfiel. Um 2130 Uhr, nachdem doch noch eine größere Mädchengruppe in der Herberge ankam, ging ich zu Bett und vervollständigte dort mein Tagebuch.

Als es 10 Uhr vom Turme schlug, machte ich das Licht aus.