Um 7 Uhr ging es aus den Betten. Wir hatten sehr gut geschlafen. Draußen war wieder blauer Himmel und kein Blatt bewegte sich.
Nach gutem Frühstück machten wir uns wieder für die Weiterwanderung fertig. Um 815 Uhr gingen wir los. Dieses sollte unser letzter gemeinsamer Wandertag sein. Wir wollten an diesem Tage zur Kötztinger Hütte auf dem Kaitersberg. Dort wollten wir uns dann am nächsten Tag trennen.
Zunächst bestiegen wir den Kleinen Arber, 1384 m hoch. Dort hatten wir eine sehr schöne Weitsicht. Dann gingen wir weiter zum Enzian. Auf dem Wege dorthin haben wir dauernd kurze Rasten gemacht und Blaubeeren geplückt. Wir aßen uns erst an Blaubeeren satt, und dann plückten wir noch 2 Plastikbeutel und 1 Kochgeschirr voll.
Vom Enzian folgten wir dann weiter dem Wanderweg nach Schareben. Im Forsthaus Schareben hatten wir aus Versehen die falsche Richtung eingeschlagen, wir hatten die Tafel mit den Wanderwegen nicht richtig abgelesen gehabt. Da wir gerade am Abwärtsgehen waren und die Straße einmal bergauf und einmal bergab weiterging, auf die wir dort kamen, gingen wir ohne zu überlegen genau entgegengesetzt unserer Wanderroute abwärts Richtung Bodenmais. An der Abzweigung der Straße nach Oberried merkten wir erst, daß wir verkehrt gegangen waren. Wir wollten nach Westen gehen und hatten am Vormittag die Sonne von vorne! Das konnte doch nicht stimmen! Im Schweinsgalopp sind wir dann wieder zurück nach Schareben gegangen ( 1055 m ü.N.N.), wo wir um 12 Uhr wieder ankamen. Wir waren ca. 1,5 Stunden umsonst gelaufen, hatten einen vergeblichen Weg von ca. 7 km gemacht.
Da wir diese Zeit für unser heutiges Ziel, das doch ziemlich weit weg war, benötigten, sind wir gleich weitergegangen. Erst um 13 Uhr machten wir kurz vor dem Ödriegel an einem Hang Mittagsrast. Dort verspeisten wir unsere Blaubeeren, die wir noch zusätzlich zuckerten. Ich hatte ca. 1 Pfd. Wir hatten an diesem Tag besonders großen Hunger, s.d. ich noch zu Brot, Wurst und Schokolade greifen mußte.
Da wir schon viel Zeit durch unser verkehrtes Gehen verloren hatten und es dort oben in über 1100 m Höhe ziemlich kühl zum längeren Sitzen war, sind wir anschließend um 1345 Uhr gleich weitergegangen. Es ging jetzt zum 1080 m hohen Mühlriegel. Hier hätten wir eine schönere und geschütztere Raststätte gehabt, aber wir waren ja mit dem Essen fertig. Vom Mühlriegel konnten wir in der Ferne die Alpen sehen, die wie Wolken am Horizont aussahen, nur, daß sie eine fast gerade Linie parallel zum Horizont bildeten.
Dann gingen wir steil bergab nach Eck und wieder steil rauf zum Großen Riedelstein, dem höchsten Gipfel vom Kaitersberg, den wir bereits vom Mühlriegel aus gesehen hatten. Wir stiegen auf den Gr. Riedelstein rauf und besahen uns das Denkmal für den Bayerwalddichter Maximilian Schmidt, genannt „Waldschmidt“. Von dort oben sahen wir nochmal zurück zum Arber und Mühlriegel. Vom Mühlriegel zum Gr. Riedelstein hatten wir nur knapp 1 Stunde gebraucht. Auf dem Gr. Riedelstein waren wir aber auch ganz schön durchgeschwitzt angekommen gewesen. Da wir bereits alle versäumte Zeit wieder aufgeholt hatten, haben wir uns unterhalb des Waldschmidtdenkmals eine halbe Stunde in die Sonne gelegt. Dann ging es weiter zu den Rauchröhren, die in eine Höhe von 1000 m ü.N.N. hochragen. Dort oben haben wir wieder etwas gerastet gehabt, was uns wieder eine Wohltat war. Von den Rauchröhren aus mußten wir dann ziemlich viel klettern. Die Aussichten waren stets wunderbar. Die Dörfer in den Tälern sahen wie Spielzeug aus, so klein sah man sie.
Diese Wanderstrecke vom Großen Riedelstein über Rauchröhren, Hoher Stein und Steinbühler Gesenke zur Kötztinger Hütte mit den sehr schroffen Felsen, die man ganz schön über-, unter- und durchklettern mußte, war wohl die schönste Wanderstrecke gewesen, die ich im Bayerischen Wald gemacht hatte. Um 1745 Uhr kamen wir in der Kötztinger Hütte an. Nach der Zusage, daß wir dort übernachten können, legten wir unser Gepäck im großen Schlafsaal ab und gingen anschließend noch zum Mittagstein hoch. Dort oben pflückten wir wieder Blaubeeren. Um 1830 Uhr gingen und liefen wir von dort aus noch zum Kreuzfelsen, wo wir noch den Sonnenuntergang erleben wollten. Wir kamen aber etwas zu spät dort an. Dort oben war eine himmlische Ruhe. Der Wind hatte sich gelegt. Wir sahen in über 500 m Tiefe Kötzting liegen. Eine ganze Weile hatten wir auf dem Kreuzfelsen schweigend verbracht und die Stille und die Aussicht sowie die Abgeschiedenheit in uns aufgenommen.
Dann ging es in schnellem Schritt zurück zur Hütte. Es war schon dunkel, als wir dort ankamen, s.d. wir das letzte Stück schon genau auf den Weg achten mußten. Dort haben wir das bei der Ankunft bestellte Bauernfrühstück verzehrt. Es war sehr reichhaltig und gut gewesen.
Wir erzählten uns noch einiges und gingen dann um 2130 Uhr zum Schlafraum rüber. Es ist nachts ziemlich kühl in dieser Höhe, s.d. wir uns noch einige Decken holten, denn auf den Betten waren keine drauf. Draußen war es völlig sternenklar, und die Sterne kamen uns viel größer vor als im Tal. Ich erklärte den anderen noch etwas den Sternenhimmel. Dann gingen wir auch gleich zu Bett. Im Bett habe ich noch einige Lieder zum Besten gegeben, und bis fast um Mitternacht haben wir uns noch etwas erzählt.
In der Nacht wachte ich einmal auf. Eine Ratte saß, vom Lichtschein einer Taschenlampe eines anderen Schlafgenossen angestrahlt, auf einer Spanischen Wand und lief erst nach einem kurzen Gespräch weg.
Dann mußte ich in der Nacht noch einmal aufstehen und raus. Draußen war es jetzt stockdunkel und wunderbar still. Ich hörte nur das Rauschen des Waldes.