92. Tag 20.8. Falkenstein — Arber


Um 7 Uhr ging es raus aus den Betten. Wir hatten alle sehr gut geschlafen. Draußen schien die Sonne und lockte uns zum Weiterwandern. Wasser zum waschen haben wir nicht gefunden, und so wuschen wir uns im Wasser des Höllbaches. Draußen waren in der Nacht zwar nur 8°C gewesen, aber jetzt, wo die Sonne schien, wurde es schnell wieder warm. Schon frühzeitig gingen wir los. Zuerst ging es noch einmal auf den Großen Falkenstein. Hier besahen wir uns nach einmal das tief unter uns liegende Land. Die Morgensonne war herrlich. Uns gegenüber liegt der Arber, unser heutiges Ziel. Dann sind wir losgegangen, zuerst auf den Kleinen Falkenstein rauf. Hier waren wir nur noch 1190 m hoch, trotzdem war auch hier noch eine sehr schöne Aussicht. Dann begann ein steiler Abstieg zum Zwiesler Waldhaus. Hier wollten wir uns die auf unserer Karte als Sehenswürdigkeit eingetragene besonders große Ludwigstanne ansehen, diese war aber zu unserem Bedauern schon vor längerer Zeit, wie wir von Ansässigen erfuhren, umgefallen. Dann gingen wir auf ziemlich ebener Strecke nach Bayerisch Eisenstein. Unten im Tal war es wieder beträchtlich warm geworden, und als wir gegen 11 Uhr in Bayerisch Eisenstein ankamen, mußten wir erstmal wieder etwas gegen unseren Durst tun. Wir haben uns dann noch wieder neue Filme und Obst und anderen Proviant gekauft. Dann gingen wir noch zum Bahnhof des in 724 m Höhe am Großen Regen und am Fuße des Arber gelegenen Ortes, wo wir uns den eigenartigen Verlauf der Grenze zur Tschechoslowakei ansehen wollten. Die Grenze verläuft hier durch das Bahnhofsgelände und Bahnhofsgebäude und sogar durch einen Wartesaal. Um 1230 Uhr haben wir dann Bayerisch Eisenstein verlassen. Schwitzend ging es zum in 934 m Höhe gelegenen Großen Arbersee. Hier wollten wir eigentlich Mittagsrast machen und auch baden. Leider waren hier so sehr viele Menschen und auch kein geeigneter Platz zum Rasten, s.d. wir umsonst um den ganzen See herumliefen. Dann begannen wir den Aufstieg zum Großen Arber, in der Hoffnung, daß wir unterwegs vielleicht einen schönen Rastplatz finden werden. In größerer Hohe hätten wir es außerdem auch wieder etwas kühler gehabt. Wir gingen jedenfalls ohne Hemd, so heiß war es wieder. Kurz oberhalb des Grüßen Arbersees begegnete mir ein ehemaliger Mitarbeiter des Betriebes, in dem ich wegen meiner Fahrt und Wanderungen die Arbeit niedergelegt hatte. Mir verschlug es fast die Sprache, als er mir mit seiner Frau vom Arbergipfel her entgegen kam. Wir hatten uns aber trotzdem nicht länger unterhalten sondern sind, weiter nach einem Rastplatz Ausschau haltend, weitergestiegen. Um 14 Uhr hatten wir einen geeigneten Platz gefunden. Eine Stunde lang hatten wir dort gesessen, gegessen und uns die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Dann gingen wir wieder weiter zum Großen Arber rauf, dessen Gipfel in 1455 m Höhe ragt. Durch die Seilbahn, die von der Straße aus hier rauf führt, war dort oben ein sehr reger Betrieb. Wir hatten auf den Arber eine ganz klare Sicht. Die in den Vortagen erkletterten Berge sahen wir wieder vor und liegen, und sogar die Alpen konnten wir sehen.

Wir sind auf alle 3 Gipfel des Großen Arber geklettert. Hier oben war es noch sehr warm, s.d. wir ohne weiteres hätten in Badehosen rumlaufen können. Nun mußten wir aber leider wieder weiter, denn wir wollten noch in der Jugendherberge Camer Hütte Abendbrot essen. Jetzt kam ein ganz steiler Abstieg, danach wieder ein allmählicher Aufstieg zur Jugendherberge, die in 1330 m Höhe am Kleinen Arber liegt. Um 1730 Uhr kamen wir dort an. Die Herberge liegt am oberen Rand einer herrlichen Waldwiese, die von hohem Nadelwald begrenzt wird und diese vom Wind schützt. Von hier aus sieht man direkt auf den Großen Arber und den Richard – Wagner – Kopf. Die ganze Herberge war schon belegt. Der Herbergsvater wollte uns aber trotzdem nicht wieder wegschicken und wollte Notlager aufstellen. Er war sogar damit einverstanden, als wir ihm sagten, daß wir hier gerne einen Ruhetag eingelegt hätten. Vor der Herberge haben wir dann in großen Mengen Blaubeeren „gefressen“, so viele waren davon vorhanden. Zum Abendbrot begnügten wir uns mit Keks und Himbeerwasser, was sehr gut zusammen schmeckte. Was anderes konnten wir bei der noch immer vorhandenen Hitze nicht runterbekommen.

Nach dem Abendbrot, als die Sonne gerade weg war, wurde es sehr schnell kühl draußen. Jetzt zogen wir uns alle verfügbaren Sachen an und stiegen zum Kleinen Arber hoch. Hier machte ich nach Sonnenuntergang noch eine Fotoaufnahme vom Enzian, Ödriegel, Kaitersberg usw., die sich gerade noch gut vom hellen Himmel abhoben. Dann wurde es sehr schnell dunkel, und wir mußten uns beeilen, den Abstieg zur Jugendherberge noch im einigermaßen hellen zu machen. In der Herberge spielten Georg, Andreas und ich bei Gaslampenbeleuchtung, die fast so hell wie el. Licht ist, Mühle. Um 2120 Uhr wurden im Tagesraum die Notlager aufgestellt, und um 22 Uhr gingen wir, nachdem wir nochmal kurz draußen waren und feststellten, daß es jetzt recht kühl draußen war, zu Bett. 17 Jungens schliefen hier auf den sehr guten Notlagern.