Schon früh standen wir auf und begaben uns zu einer Schule, von der aus um 9 Uhr ein Bus mit englischen Austauschschülern und auch deutschen Schülern zur Zonengrenze fahren sollte. Herr Gunkel sollte die Fahrt leiten und wollte zusehen, ob er für mich noch einen Platz im Bus bekommt. Ich hatte Glück, es waren noch Plätze frei. Über Nieste und Witzenhausen fuhren wir zur Grenze nach Ludwigstein. Von dort ging es unter Grenzschutz zurück nach Lindewerra. Dann fuhren wir über Bad Soden Allendorf Richtung Asbach. Hier blieb unser Bus beim Wendeversuch stecken und konnte nur mit Hilfe des uns begleitenden Grenzschutz&eahrzeuges wieder auf den Weg gebracht werden. Dann fuhren wir zurück nach Bad Soden Allendorf und haben hier im Kurpark Mittagsrast gemacht. Um 1330 Uhr fuhren wir dann über Eschwege Richtung Treffurt. Dort machten wir dicht an der Grenze bei großer Hitze ca. 30 Min. lang Rast. Dann fuhren wir noch nach Bahnhof Heldra, wo die Grenze auf der Straße entlang läuft. Die Straße gehört zu Mitteldeutschland, darf aber von den westdeutschen Anliegern benutzt werden. Dann ging es in rascher Fahrt über Eschwege zurück zum Meißner hoch. Hinter Vockerode kamen sehr starke Steigungen. Auf halber Höhe zum Meißner machten wir Halt und stiegen zu Fuß zur Kalbe hoch. Da es hier oben recht kühl war, zog ich meinen Pullover über, den ich vorsorglich mitgenommen hatte.
Der Aufstieg zur Kalbe war nur an der Steinseite möglich, denn die andere Seite fiel steil etwa 100 m tief ab. Hier wird Braunkohle im Tagebau abgebaut. In der Erde brennt die Kohle schon seit dem Mittelalter, und die ganze Gegend stinkt hier aus den sogen. Stinklöchern. Der abgebaute Braunkohlenstaub wird im Kraftwerk Kassel und in einigen anderen Werken der Umgegend verheizt. Von der Kalbe steht nur noch eine ca. 8m breite Kuppe. Die Sicht von dort oben ist sehr schön. Man sieht u.a. den Harz mit dem Brocken und den Thüringer Wald. Göttingen ist auch zu sehen. Eschwege, Treffurt usw. liegen wie Spielzeugstädte kaum erkennbar tief unter uns. Der Abstieg war noch schwieriger als der Aufstieg.
Nachdem unser Bus die 500 m Höhenunterschied von Eschwege zum 750 m hohen Meißner überwunden hatte, kam wieder eine steile Abfahrt, bei der die Bremsen auf keinen Fall versagen durften. Über Hausen, Hessisch Lichtenau und Oberkaufungen ging es zurück nach Kassel, wo wir um 1945 Uhr ankamen. Nach sehr gutem Abendessen ging ich um 22 Uhr zu Bett.