Um 7 Uhr waren wir schon wieder auf. Draußen war wieder herrliches Wetter. Wir machten unsere Marschverpflegung fertig, denn wir wollten an diesem Tag ins Schwarze Moor. Das Schöne war natürlich, daß wir nur unsre Verpflegung, Fotoapparate und für alle Fälle Regenzeug mitnehmen brauchten. Am Abend wollten wir ja wieder zurück sein. Um 854 Uhr fuhren wir dann mit dem Zug von der Bahnstation Milseburg ( hier hält der Zug nur nach Bedarf) los nach Seiferts. Frau Gunkel, sowie ihre Nichte und ihre Tochter blieben in Oberbernhards. In Seiferts ging es dann ohne Herrn Gunkel quer durchs Gelände den Berg gegenüber dem Bahnhof hoch. Herr Gunkel hatte nämlich noch die Fahrt zu bezahlen, da der Schaffner mit uns nicht fertig geworden war ( von wegen der Verbilligung auf Zehnerkarte ).
Oben am Hang hatte uns Herr Gunkel jedoch wieder eingeholt gehabt, und wir machten hier eine kurze Rast mit Blick auf Seiferts und die Milseburg. Der Himmel hatte sich jetzt etwas bewölkt. Nachdem wir uns etwas gestärkt hatten, gingen wir dann weiter Richtung Grenze.
Wir durchquerten einen kleinen Waldstreifen und dachten, auf eine Wiese kommend, jetzt sind wir an der Grenze. Es war aber noch nicht soweit. Jetzt ging es nochmal in den Wald, dann ein Stück Straße entlang, und dann ging es links ab quer durch urwaldähnlichen Wald steil hoch zur Grenze. Hier pfiff plötzlich jemand und wir blieben stehen. Herr Gunkel, sehr beherzt, ging schließlich weiter, und es wurde wieder gepfiffen. Wir blieben wieder stehen. Dann ging es in eins durch bis zur Grenze, welche genau am Waldrand entlangführt. Hier blieben wir erst einmal still stehen, unser Gepäck ablegend, und Herr Gunkel peilte erst einmal die Lage. Es war aber nichts, und wir gingen näher zur Grenze ran. An dieser Stelle ist sie nur durch Grenzsteine markiert. Wir konnten schön nach Birx rübersehen und haben auch fotografiert. Dann sind wir aber wieder abmarschiert, Herr Gunkel vorn und ich hinten, die Mädchen in der Mitte. Über Geröll, durch Brennesseln und Himbeerdornen ging es dann wieder steil bergab, der Grenze entlang, bis zur Birxmühle. Wir haben uns sehr ruhig, beinahe schleichend verhalten, noch immer durch vereinzelte Pfiffe aufgeschreckt.
An der Birxmühle vorbei ging es dann über Weiden den Hang hinauf. Auf halber Höhe machten wir dann an einem Steinwall, von dem wir gut auf Birx, die weitere Umgebung und die Grenze sehen konnten, unsere Mittagsrast. Der Steinwall schützte uns vor dem Wind in den Rücken. Dort oben ist es doch immer kühl, vor allem wenn man sitzt, merkt man dies. Die Bauern hatten diese Steine von ihren Weiden zusammengelesen und damit Wälle gebaut, welche die Koppelzäune ersetzen und gleichzeitig hemmend auf die Erosion einwirken. Es fing über Mittag kurz an zu gegnen, und jeder von uns kroch in sein Regenzeug, Herr Gunkel ausgenommen, denn der hatte einen Regenschirm.
Wir merkten jetzt, als wir einige Zeit saßen und wieder Pfiffe hörten, wem diese galten. Genau an der Grenze entlang rodeten Leute auf mitteldeutscher Seite einen Waldstreifen von ca. 100 m Breite. Da es hier sehr steil war, wurden die Bäume, nachdem sie entästet waren, mit einer Seilwinde den Berg hinaufgezogen. Da vom Berghang die Seilwinde nicht gesehen werden konnte, war ein Verbindungsmann nötig, und dieser stand ganz oben am Berg, so daß er von beiden Seiten aus gesehen werden konnte und gab der Seilwinde mit einer Pfeife Signale.
Nach der Mittagspause hörte der leichte Regen wieder auf, und es ging weiter bergauf. Die Wolken begannen sich jetzt zu verziehen, und die Sonne kam wieder hervor. An mehreren Stellen haben wir dann Walderdbeeren gefunden, die uns zum Nachtisch gerade recht waren. Dann ging es weiter an einer Stelle vorbei, an der eine Quelle für den Ort Seiferts eingefaßt wurde. Unterhalb des Dreiländerecks machten wir wieder eine kurze Rast. Tief unter uns lag jetzt Seiferts und Birx, und aus der Ferne grüßte noch immer die Milseburg herüber. Jemand von uns kundschaftete eine Quelle aus, denn wir hatten mächtigen Durst. In unserer Nähe wurde dann auch schon eine gefunden und, nachdem wir alle getrunken hatten, ging es bei herrlichstem Sonnenschein zum Dreiländereck hoch. Hier treffen sich die Länder Thüringen, Bayern und Hessen, von denen das Land Thüringen jetzt zu Mitteldeutschland gehört, für uns also nicht erreichbar war. Wir erwischten hier einen hessischen Bauern, der sehr wahrscheinlich aus Bayern Heu geklaut hatte. Sein Argument war, daß es wohl stehenbleibt, da es die Bauern von der bayerischen Seite ja doch nicht holen, wegen des zu weiten Weges.
Dann gingen wir alle barfuß durch das hohe feuchte Gras über die Hochfläche zum Schwarzen Moor. Erst ging es durch dichten supergrünen Tannenwald. Als dann auf der rechten Seite unseres Weges das Schwarze Moor auftauchte, kamen die richtigen Wolken dafür auf. Etwa 100 m über dem Moor flogen sie dahin. Es wurde richtig dunkel, und wir dachten, es wird wohl gleich wieder regnen. Alle legten ihr Regenzeug an, es blieb aber nur bei einem ganz kurzen leichten Nieseln. Es war sehr still im Moor, und wir sahen allerlei seltene Pflanzen, u.a. Sonnentau, eine fleischfressende Pflanze, Arnika und die Türkenbundlilie. Wollgras war auch zu sehen. Unsere jüngste Wanderin, die Brigitte, probierte ab und zu die Tiefe einiger Moorlöcher aus. Wir eiferten ihr dabei fleißig nach.
Als wir dann aus dem Moor raus waren, machten wir dann wieder eine kurze Rast. Wir aßen unser restliches Brot und bewunderten die tieffliegenden Wolken und die schöne ruhige Landschaft. Dann stellten wir fest, daß wir uns nicht mehr richtig orientieren konnten. Ein Bauer, der hier oben Heu einbrachte, hat uns dann die Richtung gezeigt, die wir nach Seiferts zu gehen hatten. Wir mußten uns jetzt beeilen, wenn wir den Zug nach Milseburg noch haben wollten. Es ging also über die Hochfläche quer nach Seiferts runter. Die Fahrkarten hatten wir ja schon, brauchten also nur einzusteigen. Da wir aber noch quer durch ein kleines Wäldchen mußten und noch über einige Zäune und Steinwälle, wurde uns die Zeit immer kürzer und kürzer. In Seiferts angekommen, gelang es Herrn Gunkel in letzter Sekunde noch, und zwar durch Zufall, den schon herannahenden Triebwagen darauf aufmerksam zu machen, daß wir noch mitwollten. Der Zugführer hatte uns auch bemerkt und wartete auf uns. Wir liefen die letzten 200 m noch und kamen mit ca. 4 Min. Verspätung an, so daß der Zug statt um 1755 erst um 1759 Uhr von Seiferts wegkam. Dann kam der Schaffner an und dachte, noch ein Geschäft zu machen, aber er irrte, denn wir hatten ja schon Karten!
In Milseburg wurden wir von Frau Gunkel, deren Tochter und deren Nichte, die ja nicht mit ins Moor gefahren waren, abgeholt.
Nach dem Abendsssen, wir hatten zum ersten Mal richtigen Hunger, gingen wir noch zur Milseburg. Dort oben war es sehr schön, aber es war bereits Nebel über den Tälern und dunkel. Trotzdem machte ich noch den Versuch, 2 Nachtaufnahmen ohne Stativ zu machen, welche auch bestens gelungen sind. Beim Abstieg konnten wir wieder Glühwürmchen sehen, ich sah sie erst das zweite Mal. Als wir aus dem Wald rauskamen, der die Milseburg umgibt, hatten wir ein herrliches Echo. Da es jetzt schon ziemlich dunkel war, war es nicht verwunderlich, daß ich ( vielleicht auch noch jemand anders? ), da wir den Weg nur noch gerade erkennen konnten, in etwas Glitschiges trat, welches von einer Kuh stammte, und dabei beinahe ausgerutscht wäre.
Der 2 – stündige Spaziergang zur Milseburg tat uns nach dem üppigen Abendessen sehr wohl.
Nach einigen Abendliedern vor der Herberge begaben wir uns zur wohlverdienten Ruhe, denn auch der nächste Tag sollte ja wieder ein Erlebnis werden.