Ich hatte herrlich geschlafen. Um 7 Uhr standen wir bereits auf. Dann haben wir unsere Schuhe geputzt und nach dem reichhaltigen und mit Liebe zubereiteten Frühstück unsere Affen und Rucksäcke gepackt und diese in einer Ecke des Tagesraumes bereitgestellt. Wir wollten nämlich noch einen kleinen Stadtrundgang machen. Draußen war Hochnebel, der sich aber nicht lange halten sollte.Wir hörten einiges über die Geschichte der Stadt, die ca. 8500 E. hat und in ca. 190 m ü. d. M. liegt. Herr Gunkel erklärte uns die verschiedenen Stilformen des Landgrafenschlosses. Dann sahen wir uns einige Fachwerkhäuser und die Stadtkirche an. Jetzt schien bereits wieder von einem wolkenlosen blauen Himmel die Sonne. Dann gingen wir wieder zurück zur Jugendherberge, wo wir unser Gepäck holten und uns von den Herbergseltern mit einem Lied verabschiedeten. Wir wollten an diesem Tag nach Bad Hersfeld. Aus Rotenburg ging es in stetiger Steigung bergauf. Schon bald sahen wir die Stadt tief unter uns liegen, und der Alheimer kam auf der anderen Seite zum Vorschein. Dann ging es hoch zur Brenzelshöhe. Wir gerieten hier auf einen sogen. Holzweg, das ist ein Weg, der nur zur Holzabfuhr dient bzw. diente und mitten im Wald als eine Art Sackgasse enden kann. Dieser Holzweg war völlig verwachsen mit hohem Gras, Diesteln, Himbeeren, Brombeeren und Brennesseln. Dazu kamen noch ganz große Schwärme Eintagsfliegen, die uns sogar das Atmen erschwerten. Wir mußten teilweise Taschentücher vor die Nase halten, um die Insekten nicht einzuatmen. Die letzten 10 m gingen wir im Kriechgang durch das Gebüsch. Um 1130 Uhr waren wir auf der Brenzelshöhe, 450 m hoch und 1/3. der heutigen Strecke. Dort haben wir unsere durchgeschwitzte Kleidung, die obendrein noch voll war von den Eintagsfliegen, zum Trocknen und Lüften in die pralle Sonne gelegt. Die Sonne konnten die Eintagsfliegen nicht vertragen. Aber die schon toten Insekten hatten große grüne Flecken hinterlassen. Ca. 1,5 Std. haben wir hier unter Buchen Mittagsrast gemacht.
Hessen hat 33 % seiner Fläche Wald und ist das waldreichste Land der Bundesrepublik. Am Nachmittag ging es mit 3 Pausen nach Bad Hersfeld. Auf dem Weg haben wir dauernd Blaubeeren gepflückt und gegessen, denn diese waren hier sehr reichlich vorhanden. Die erste Pause machten wir hinter den „5 Buchen“, die 2. an einem Bach, in dem wir unsere Füße badeten und unser Wanderleiter sogar ganz verschwand. Anschließend an diese Pause sonnten wir uns noch ein wenig. Die Bremsen setzten uns dabei fürchterlich zu. Die 3. Pause machten wir hinter dem Ort, Gerterode, auf der Höhe, wo wir wieder Blaubeeren aßen. Mit Sehnsucht sahen wir an diesem sonnigen und heißen Tag mit klarem Himmel andauernd nach Wasser zum Baden. Mit Mühe erreichten wir dann doch noch das für diesen Tag angesetzte Ziel. Nachdem wir beinahe verkehrt gelaufen wären, kamen wir dann um 18 Uhr auf dem Veneberg in Bad Hersfeld an, wo die Jugendherberge liegt. Wir waren bei dieser Hitze etwa 22 km gelaufen und deshalb ziemlich abgespannt. Der Herbergsvater war zwar nicht gerade freundlich gestimmt, aber nachher ging es doch.
In der Herberge haben wir schnell uns und unsere Sachen gewaschen, die von diesem Morgen von den Eintagsfliegen verfärbt worden waren, außerdem waren sie auch reichlich verschwitzt. Ich wusch mein dickes blaues Frottier – Oberhemd und hängte es zunächst draußen und dann in der Jugendherberge zum Trocknen hin, wo ich es über Nacht am Fensterkreuz auf einem Bügel baumeln und trocknen ließ. Herr Gunkel war so freundlich, mir eins von seinen Hemden zu leihen, denn ich hatte nur eins mit. Dann aßen wir Abendbrot, wobei große Mengen Tees vertilgt wurden. Ich sang nach dem Abendbrot noch “ Im tiefen Keller sitz ich hier “ und das “ Vilja – Lied „, worüber die anderen wohl zufrieden waren. Anschließend haben wir schnell abgewaschen. Dann holte uns Herr Bitterhof vom DJH-Kassel, der diese ganze Wanderung organisiert hatte, und uns jetzt besucht hatte, in einigen Gruppen mit seinem Auto ab zur Stiftsruine. Dort sahen wir an einem prächtigen warmen Abend unter sternenklarem Himmel das Stück “ Ein Sommernachtstraum „. Nachdem sich am Schluß des Spieles noch eine kleine Gruppe, unter der ich auch war, in Hersfeld etwas verlaufen hatte, haben wir aber doch noch Herrn Bitterhof getroffen, und er fuhr uns als letzte Gruppe in die Jugendherberge. Um 23 Uhr waren wir dort und haben uns mit gutem Gewissen nach diesem so schönen Tag ins Bett gelegt.