Schon in der Nacht merkte ich, das hinter der Jugendherberge ein Schlachthof liegt. Die ganze Nacht schrien die Tiere. Schon um 640 Uhr bin ich an diesem Tag aufgestanden. Draußen war es trübe, und ich dachte, daß es vielleicht noch regnen wird. Ich fuhr nochmal durch Heilbronn und sah mir den Marktplatz umd die am Marktplatz stehende Kirche an. Dann fuhr ich nach Weinsberg und schob zur Weibertreu hoch. Auf halber Höhe ließ ich an der Weinsberger ev. Kirche, nachdem ich diese sehr schlichte Kirche besichtigt hatte, mein Rad stehen und ging zu Fuß zur Burg hoch. Über die Weibertreu gibt es die Sage, daß dort einmal bei einer Belagerung der Burg die Frauen freien Abzug gewährt bekamen. Sie durften aber alles mitnehmen, was ihnen lieb war und was sie tragen konnten. Die Burg mit allem darin verbliebenen sollte vernichtet werden. Da nahmen die Frauen ihre Männer auf die Schulter und trugen sie aus der Burg raus. Das imponierte den Belagernden so, daß er den Männern die Freiheit schenkte. Von da an wurde die Burg Weibertreu genannt. Von der Burg ist nicht mehr sehr viel zu sehen. In den noch stehenden Mauern sind eine Menge Autogramme zu sehen, unter anderem von großen Männern der Geschichte und der Kunst. Diese werden offenbar gepflegt. Die Aussicht von der Burg ist sehr schön. Tief unter dem Betrachter liegt dort die ev. Kirche und der Ort Weinsberg. Da es hier oben sehr still war, konnte man sich richtig vorstellen, wie es hier vor einigen Jahrhunderten wohl ausgesehen hat.
Von Weinsberg bin ich dann über Neckarsulm nach Bad Wimpfen am Neckar gefahren. Bad Wimpfen ist noch eine Stadt unverfälschten deutschen Mittelalters. Es ist eine Stadt, die viele deutsche Kaiser in ihren Mauern beherbergt hat und heute noch mit ihren Baudenkmälern Zeugnis von der Größe vergangener Zeiten ablegt. Dort habe ich mir den Kaisersaal besehen, einer der ältesten noch erhaltenen Steinsäle aus dem 12. Jh.
Dann fuhr ich von dort aus nach Gundelsheim. Am ganzen Neckar stehen verhältnismäßig viele Burgen. Auch hier steht ein großes von Weinbergen umgebenes Deutschordensschloß. Dieses habe ich mir jedoch nicht angesehen. Dann fuhr ich wieder weiter nach Neckarzimmern. Hoch über diesem Ort steht die Burg Hornberg. Hier hat der in dem von hier etwa 25 km entfernt gelegenen Ort Jagsthausen geborene Götz von Berlichingen, der Ritter mit der eisernen Hand, gelebt und ist hier vor 400 Jahren gestorben. In Neckarzimmern trank ich an einem Imbißstand eine Coca-Cola. Dann fuhr ich noch bis Neckarelz und verließ dort den Neckar. Ich fuhr zunächst nach Mosbach, einem Ort in ca. 150 m ü. d. M. Mosbach war früher Freie Reichs- und Hauptstadt der Kleinen Pfalz. Hinter Mosbach ging es dann ständig steil bergauf in den Odenwald hinein. Über Fahrenbach und Wagenschwänd ging es nach Reisenbach, mitten im Odenwald auf ca. 550 m Höhe gelegen. Um ca. 17 Uhr war ich in Reisenbach in der Jugendherberge. Reisenbach ist ein ganz abseits vom Verkehr gelegener sehr ruhiger im schönsten Grün gelegener kleiner Ort. Um 19 Uhr aß ich in der Herberge Abendbrot. Ich mußte vorher jedoch noch zur Post und einen Film abgeben, denn der paßte in keinen der hier noch gebräuchlichen alten Briefkästen hinein. Da habe ich auch gleioh noch meinen fürchterlichen Durst gestillt. Obwohl am Tage nur um 20°C im Sch. waren, hatte ich doch wegen der oft starken Steigungen viel geschwitzt. Obwohl ich zuerst ganz allein in der Jugendherberge unter lauter Mädchen war, kamen um 1930 Uhr noch 2 Berliner Jungens mit ihren Rädern an sowie noch 2 weitere Radwanderer. Wir machten noch einen kleinen Spaziergang Richtung Kinzent ( 550 m ) und konnten die untergehende Sonne gerade noch sehen, ein wunderbarer Anblick, zumal es noch so herrlich still in der ganzen Umgebung war. Die Leute gehen hier noch mit dem Sonnenuntergang zu Bett. Wir blieben deshalb auch nicht mehr lange auf.