Am 27. 5. stand ich erst um 7 Uhr 30 auf, denn es war ein Sonntag. Nachdem ich mich fertiggemacht und gefrühstückt hatte, bin ich dann um 9 Uhr abgefahren. Um 10 Uhr war ich wieder in Witzenhausen und bog jetzt ab nach Süden, nach Dorenbach, einem typischen hessischen Fachwerkdorf, welches im Dohrenbachtal zwischen den Ausläufern des Hohen Meißners und des Kaufunger Waldes liegt. Dann ging es nach Fahrenbach und von hier aus schiebend zum Roten See am Bilstein. Der Rote See ist ein mit Wasser vollgelaufener ehemaliger Steinbruch, der früher wohl mal rot aussah, heute aber blau-grün schimmert. Von hier aus gab es einen schönen Ausblick ins Werratal und zum Ludwigstein, der eben noch in der Ferne zu sehen ist. Um 1210 Uhr ging es dann, noch einmal tüchtig schiebend, den Bilstein hoch. Um 14 Uhr war ich dort oben. Ich war vom vielen schieben richtig durchgeschwitzt. Ein Weg zum Bilstein vom Roten See aus habe ich nicht erkennen können, nur die Gewißheit, daß der Bilstein der höchste Gipfel in meiner näheren Umgebung sein mußte, führte mich dorthin, ich mußte nur immer nach oben streben! Auf dem Aus= sichtsturm des Bilstein hatte ich eine herrliche Aussicht, der Hohe meißner, 750 m hoch, lag zum greifen nahe vor mir.
In der Gaststätte auf dem Bilstein habe ich eine Bockwurst verzehrt, und dann ging es in schneller Fahrt abwärts nach Großalmerode. Hier war es tatsächlich wie auf einer Alm. Die Kühe an den steilen Bergweiden hatten fast alle Kuhglocken umhängen. Von hier aus fuhr ich über Rommerode und Hessisch Lichtenau nach Spangenberg. Spangenberg liegt in 350 – 500 m Höhe in einen von großen Buchen – und Fichtenwäldern umgebenen Seitental der Fulda und wird von einer hoch auf einem Berg gelegenen Burg gekrönt.
Von Spangenberg ging es dann über Bergheim und Eubach ins Fuldatal nach Altmorschen und dann die Fulda aufwärts über das in etwa 250 m Höhe gelegene Dorf Heinebach nach Rotenburg an der Fulda. Diese alte hessische Residenz liegt an den Hängen von Knüll und Stölzinger Gebirge.
Um 1840 Uhr war ich bereits in der Jugendherberge angekommen. Hier wurde mir ein schönes und reichhaltiges Abendbrot vorgesetzt, Bratkartoffeln und Spiegelei und Tee. Ich war der einzige Gast in der Jugendherberge, worüber ich mich aber nicht zu wundern brauchte. Um diese Zeit, Ende Mai, nimmt auch kaum jemand seinen Urlaub. Am Abend machte ich noch einen Stadtrundgang. Rotenburg/F. liegt 192 – 300m ü. M. in landschaftlich reizvoller Talsenke zwischen den mit Laub- und Nadelbäumen bewaldeten Bergen des Knülls und des Stölzinger Gebirges, wie schon erwähnt, am Fuße des 550 m hohen Alheimer. Ein altes Schloß ziert mit ebenfalls alten schönen Fachwerkbauten die kleine Stadt. Die Jugendherberge liegt am Rande des gepflegten Schloßparkes in einem ehemaligen Marstallgebäude des Schlosses. Obwohl um die Nittags= zeit nur etwa 10 Grad C waren, wurde es gegen Abend etwas wärmer, es waren um 22 Uhr 12°C draußen.
Bis um 23 Uhr habe ich mich dann noch mit den Herbergseltern unterhalten, hauptsächlich über Schiffe, und ging dann zu Bett. Dies war für mich ein schöner Tag. Am 28.5. wollte ich bei einem Freund in der Rhön sein.